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ABSCHÖPFUNG VON STROMMARKTERLÖSEN

Die derzeitige Energie- und Versorgungskrise stellt auch uns und unsere Kund:innen, Lieferant:innen und Geschäftspartner:innen vor große Herausforderungen. Die aktuelle Marktlage hinsichtlich der Strom- und Wärmeproduktion ist schwierig, für manche Marktteilnehmer:innen sogar äußerst kritisch. Die Lage könnte sich noch deutlich verschärfen.

Mitte November hat das Bundeskabinett den Weg für die geplanten Gas- und Strompreisbremsen sowie die Erlösabschöpfung in einem entsprechenden Gesetzesentwurf geebnet. Dieser Entwurf sieht auch die Abschöpfung von Strommarkterlösen von Erneuerbare-Energien-Anlagen vor. Diese Regelung greift bereits ab 1. Dezember. Hier sollen 90 % aller Strommarkterlöse von Bioenergieanlagen (außer Biomethan) oberhalb eines Referenzwertes abgeschöpft werden. Ebenso abgeschöpft werden sollen Erlöse aus dem Spotmarkt, aus der bedarfsgerechten (flexiblen) Stromerzeugung sowie aus Termingeschäften und Langfristverträgen.1

Aufgrund der im Kabinettsentwurf festgelegten Referenzwerte sind viele Branchenverbände alarmiert. Bioenergieverbände, z. B. der Fachverband Holzenergie, fordern, feste Biomasse und Altholz, wie Biomethan, von der Abschöpfung grundsätzlich auszunehmen. Aufgrund der massiven Steigerungen der festen und variablen Produktionskosten in den vergangenen Jahren und insbesondere seit Beginn des Krieges in der Ukraine, ist es für die Betreiber von Bioenergieanlagen unerlässlich, vergangene und mögliche künftige Kostensteigerungen durch höhere Stromerlöse refinanzieren zu können.2

Fakt ist, die Preis- und Kostenentwicklungen sind seit 2021 teilweise dramatisch. Feste und variable Kosten von Holzheizkraftwerken sind massiv gestiegen, insbesondere im Bereich der Brennstoffbeschaffung.3 Beispielsweise haben sich die Altholzpreise im Vergleich zum Anfang des letzten Jahres bis heute teilweise verzehnfacht. Diese hohen Materialpreise können bei Abschöpfung der Erlöse und mit Einführung einer Strompreisbremse nicht mehr bezahlt werden.

Der Fachverband Holzenergie warnt, dass die Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz und anderer fester Biomasse in den allermeisten Fällen nicht mehr wirtschaftlich wäre, d. h. Anlagen gehen insolvent und fehlen dem Energiemarkt.

Auch wir in der Brüning Group sehen die Abschöpfung der Erlöse, besonders angesichts der relativ niedrig angesetzten Referenzwerte, äußerst kritisch und können die Einwände der Branchenverbände sehr gut nachvollziehen. Die gestiegenen Kosten sind ein massives Problem, wie wir täglich im geschäftlichen Austausch erfahren. Eine weitere Herausforderung könnten nun auch Lagerbestände darstellen mit Material, das möglicherweise zu teuer eingekauft wurde.

Unserer Einschätzung nach müssen Bedingungen geschaffen werden, die für alle Marktteilnehmer:innen ein „gesundes“ Gleichgewicht herstellen und Wirtschaftlichkeit ermöglichen, ob für Kraftwerksbetreiber:innen oder Lieferant:innen. Es handelt sich hierbei um einen sehr schmalen Grat – des einen Leid mag manchmal des anderen Freud sein, doch eine Welle drohender Insolvenzen hilft sicherlich niemandem.

Zudem kann Biomasse einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Ein großer Vorteil ist, dass sie im Gegensatz zu Energie aus Windkraft oder Photovoltaikanlagen grundlastfähig ist. In solch schwierigen Zeiten, wie wir sie aktuell durchleben, wäre es daher unverantwortlich, auf diesen Energielieferanten zu verzichten.


[1] Quelle: Fachverband Holzenergie im BBE (Argumentationshilfe Erlösabschöpfung bei HHKW)

[2] Quelle: Strompreisbremse, Erlösabschöpfung: Bundesregierung drosselt Bioenergie – energiezukunft

[3] Quelle: Fachverband Holzenergie im BBE (Argumentationshilfe Erlösabschöpfung bei HHKW)

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